Klicky Island

Normale Version: Fredeswinds Märchenschatztruhe
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Nach der Mahlzeit fragte der Gast, was er schuldig wäre. Der Wirt wollte die doppelte Kreide nicht sparen und sagte, noch ein paar Goldstücke müsste er zulegen. Der Geselle griff in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt“, sprach er, „ich will nur gehen und Gold holen.“, nahm aber ein Tischtuch mit.




Der Wirt wusste nicht, was das heißen sollte, war neugierig, schlich ihm nach, und da der Gast die Stalltür zuriegelte,und beobachtete ihn heimlich durch das Fenster. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus und rief: „Bricklebrit!“, und augenblicklich fing das Tier an Gold zu speien von hinten und vorn, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete.




„Ei der Tausend“, sagte der Wirt, „da sind die Dukaten bald geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!“ Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen; der Wirt aber schlich in der Nacht hinab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle.




Den folgenden Morgen in der Frühe zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte, er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute, als er ihn wieder sah, und ihn gern aufnahm. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?", fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater.“, antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ - „Weiter nichts als einen Esel.“- „Esel gibt's hier genug“, sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.“

Antwortete der Sohn: „Aber es ist kein gemeiner Esel, sondern ein Goldesel; wenn ich sage: ,Bricklebrit!' so speit Euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Lasst nur alle Verwandten herbeirufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.“ „Das lass' ich mir gefallen“, sagte der Vater, „dann brauch' ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen“, sprang selbst fort und rief die Verwandten herbei.




Sobald sie beisammen waren, hieß sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht!“, sagte er und rief: „Bricklebrit“ - aber es waren keine Goldstücke, was herabfiel, und es zeigte sich, dass das Tier nichts von der Kunst verstand, denn es bringt's nicht jeder Esel so weit.




Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, dass er betrogen war, und bat die Verwandten um Verzeihung, die so arm heimgingen, als sie gekommen waren. es blieb nichts übrig, der Alte musste wieder nach der Nadel greifen und der Junge sich bei einem Müller verdingen.

Deine Bilder sind herrlich und deine Märchenerzählungen dazu,
gefällt mir. Love Love Love
Ganz lieben Dank! Kavalier
(23.04.2023, 20:26)Zwerg Nase schrieb: [ -> ]Deine Bilder sind herrlich und deine Märchenerzählungen dazu,
gefällt mir. Love Love Love
Ganz lieben Dank! Kavalier

Danke Danke Rotwerd  Rotwerd  

Freut mich sehr, dass du immer wieder hereinschaust und dir meine Märchen gefallen.

LG von der Märchenfee Fredeswind   fee
Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen, und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, musste er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe, wie es ihnen ergangen wäre und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünschdinge gebracht hatte.




Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, schenkte ihm sein Meister, weil er sich so wohl gehalten hatte, einen Sack und sagte: „Es liegt ein Knüppel darin.“ „Den Sack kann ich umhängen, und er kann mir gute Dienste leisten“, sprach der Gesell, „aber was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer.“




Das will ich dir sagen“, antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zuleide getan, so sprich nur: ,Knüppel aus dem Sack!' - so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, dass sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können; und eher lässt er nicht ab, als bis du sagst: ,Knüppel in den Sack'.“




Der Gesell dankte ihm, hängte den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und auf den Leib wollte, so sprach er: „Knüppel aus dem Sack!“




Alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern Rock oder Wams gleich auf dem Rücken aus und wartete nicht erst, bis er ihn ausgezogen hatte, und das ging so geschwind, dass, ehe sich's einer versah, die Reihe schon an ihm war.

Der junge Drechsler langte zur Abendzeit in dem Wirtshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen, was er alles Merkwürdige in der Welt gesehen habe: „Ja,“ sagte er, „man findet wohl ein Tischleindeckdich, einen Goldesel und dergleichen - lauter gute Dinge, die ich nicht verachte; aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und in meinem Sack da mit mir führe.“




Der Wirt spitzte die Ohren: „Was in aller Welt mag das sein?“, dachte er, „der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.“ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte, der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte.




Der Drechsler aber hatte schon lange darauf gewartet; wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck tun wollte, rief er: „Knüppel aus dem Sack!“ Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirt auf den Leib und rieb ihm die Nähte, dass es eine Art hatte. Der Wirt schrie um Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel.




Da sprach der Drechsler: „Wenn du das Tischchendeckdich und den Goldesel nicht wieder herausgibst, so soll der Tanz von neuem angehen.“ - „Ach nein“, rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gern wieder heraus, lasst nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen!“ Da sprach der Geselle: „Ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber hüte dich vor Schaden!“ Dann rief er: "Knüppel in den Sack!“, und ließ ihn ruhen.




Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchendeckdich und dem Goldesel heim zu seinem Vater.

Der Schneider freute sich, als er ihn wiedersah, und fragte auch ihn, was er in der Fremde gelernt hätte. „Lieber Vater“, antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden.“ - „Ein kunstreiches Handwerk!“, sagte der Vater, „was hast du von der Wanderschaft mitgebracht.“ - „Ein kostbares Stück, lieber Vater“, antwortete der Sohn, „einen Knüppel in dem Sack.“




Was!“, rief der Vater, „einen Knüppel? Das ist der Mühe wert! Den kannst du dir von jedem Baume abhauen.“ - „Aber einen solchen nicht, lieber Vater! Sage ich: ,Knüppel aus dem Sack!' - so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz und lässt nicht eher nach, als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht Ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchendeckdich und den Goldesel wieder herbeigeschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt las sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen mit Gold füllen.“




Der alte Schneider wollte nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein. Er sagte zu seinem Bruder: „Nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.“ Der Müller sagte: „Bricklebrit!“ - und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen, und der Esel hörte nicht eher auf, als bis alle so viel hatten, dass sie nicht mehr tragen konnten.




Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „Lieber Bruder, nun sprich mit ihm.“ Und kaum hatte der Schreiner: „Tischchen' deck' dich!“, gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da ward eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb zusammen bis in die Nacht und waren alle lustig und vergnügt.




Der Schneider packte Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen weg und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit.
Wo ist aber die Ziege hingekommen, die schuld war, dass der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, dass sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich hinein.



Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, dass er erschrak und wieder zurücklief.




Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er : „Was ist dir Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?“ „Ach“, antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.“




„Das wollen wir bald austreiben“, sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein.
Als er aber die feurigen Augen erblickte, wandelte ihn ebenfalls Furcht an.

Er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm auch Reißaus. 




Die Biene begegnete ihm, und sie merkte, dass es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war.  Sie sprach: „Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?“ „Du hast gut reden“, antwortete de Bär, „es sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Hause des Roten, und wir können es nicht herausjagen.“ „Die Biene sprach: „Du dauerst mich, Bär. Ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr im Wege nicht anguckt, aber ich glaube doch, dass ich euch helfen kann.“




Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, dass sie aufsprang.




„Mäh, mäh!“ schrie, und wie toll in die Welt hineinlief; und weiß niemand auf diese Stunde, wo sie hingelaufen ist.





ENDE
Das Märchen hast Du wieder so richtig schön erzählt! Ein Genuß! Danke