12.10.2019, 11:27
4. ABSCHIED
Um sieben Uhr früh war ich auf. Es dunklete noch aber ein großes Reisigfeuer gab überallhin Licht und Wärme. Um neuneinhalb ging das Schiff. Gepackt war. Auf dem unter Rasumofskys Händen rasch arrangiertes Bett lagen meine Habseligkeiten, der Hut, der Überzieher, die Reisedecke, zuletzt der blaue Reisesack... Unten am Bett lag Blanche. Sie hatte noch nicht ausgeschlafen, reckte und streckte sich[i] und sah halb neugierig, halb missgestimmt unserem Treiben zu.
[attachment=15261]
Es schlug acht, das letzte Frühmahl war genommen. Rasumofsky hatte seine Erbschaft angetreten. Alles war sein. Vor den Sentimentalitäten des Abschieds wurden wir durch immer neu eintreffende Besuche bewahrt, die mir Grüße, Briefe Bestellungen mit in die Heimat gaben. So kam neun Uhr. Blanche hatte sich inzwischen erholt und drängte sich an mir vorbei, ihre Flanken immer dichter an meinem Stiefel streifend.
[attachment=15262]
Rasumofsky hatte die Decke über den linken Arm gehängt, und den blauen Sack in der Rechten, harrte er des Zeichens zum Aufbruch. „Nun mit Gott.“… Über Flur und Hof hin, wo noch wieder die Hände geschüttelt wurden, ging es... auf das Hafenbollwerk zu, wo die Dampfer anzulegen pflegen. Ich löste ein Billett. Rasumofsky legte Decke und Sack auf einen Mühlstein, der Tisch und Stuhl zugleich war…
[attachment=15263]
So standen wir einander gegenüber. „Ja, Rasumofsky, so geht es,“ „Ja,, Herr Leutnant.“ „Nun seien Sie vernünftig und kommen sie bald nach.“ „Ach, Herr Leutnant ( hier kam er mit näher ans Ohr), am liebsten brennt ich gleich mit durch.“ „Unsinn. Ewig kann es nicht dauern. Gott befohlen!“ Es zwinkerte ihm etwas um die Augen, ich gab ihm die Hand, dann machte er kehrt, ging stramm auf die Stadt und Zitadelle zu... und winkte noch einmal zurück.
[attachment=15264]
Das Schiff war noch nicht da. Ich setzte mich auf den Mühlstein und gab mich dem Zauber dieser Minute hin. Es war wie ein Vorgeschmack der Freiheit. Hinter mir und zu meiner, Rechten lag das Meer, nach links hin die Insel… Der Dampfer hatte inzwischen angelegt. Ich war der einzige Passagier...
[attachment=15265]
Mit Leichtigkeit löste sich der Dampfer von Ufer, der Seewind strich über das Deck und ein leises Frösteln schüttelte mich… An Büschen und Bojen hin, die das Fahrwasser bezeichneten, glitt der Dampfer ruhig seine Straße... Nun begann ein Hohio und das Rufen in den Maschinenraum hinunter. Die Breitseite des Dampfers legte sich an den Kai. Ich sprang ans Ufer. Festland unter den Füßen. Drüben auf Olèron verschwanden die letzten Schatten im Nebel.[/i]
Um sieben Uhr früh war ich auf. Es dunklete noch aber ein großes Reisigfeuer gab überallhin Licht und Wärme. Um neuneinhalb ging das Schiff. Gepackt war. Auf dem unter Rasumofskys Händen rasch arrangiertes Bett lagen meine Habseligkeiten, der Hut, der Überzieher, die Reisedecke, zuletzt der blaue Reisesack... Unten am Bett lag Blanche. Sie hatte noch nicht ausgeschlafen, reckte und streckte sich[i] und sah halb neugierig, halb missgestimmt unserem Treiben zu.
[attachment=15261]
Es schlug acht, das letzte Frühmahl war genommen. Rasumofsky hatte seine Erbschaft angetreten. Alles war sein. Vor den Sentimentalitäten des Abschieds wurden wir durch immer neu eintreffende Besuche bewahrt, die mir Grüße, Briefe Bestellungen mit in die Heimat gaben. So kam neun Uhr. Blanche hatte sich inzwischen erholt und drängte sich an mir vorbei, ihre Flanken immer dichter an meinem Stiefel streifend.
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Rasumofsky hatte die Decke über den linken Arm gehängt, und den blauen Sack in der Rechten, harrte er des Zeichens zum Aufbruch. „Nun mit Gott.“… Über Flur und Hof hin, wo noch wieder die Hände geschüttelt wurden, ging es... auf das Hafenbollwerk zu, wo die Dampfer anzulegen pflegen. Ich löste ein Billett. Rasumofsky legte Decke und Sack auf einen Mühlstein, der Tisch und Stuhl zugleich war…
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So standen wir einander gegenüber. „Ja, Rasumofsky, so geht es,“ „Ja,, Herr Leutnant.“ „Nun seien Sie vernünftig und kommen sie bald nach.“ „Ach, Herr Leutnant ( hier kam er mit näher ans Ohr), am liebsten brennt ich gleich mit durch.“ „Unsinn. Ewig kann es nicht dauern. Gott befohlen!“ Es zwinkerte ihm etwas um die Augen, ich gab ihm die Hand, dann machte er kehrt, ging stramm auf die Stadt und Zitadelle zu... und winkte noch einmal zurück.
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Das Schiff war noch nicht da. Ich setzte mich auf den Mühlstein und gab mich dem Zauber dieser Minute hin. Es war wie ein Vorgeschmack der Freiheit. Hinter mir und zu meiner, Rechten lag das Meer, nach links hin die Insel… Der Dampfer hatte inzwischen angelegt. Ich war der einzige Passagier...
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Mit Leichtigkeit löste sich der Dampfer von Ufer, der Seewind strich über das Deck und ein leises Frösteln schüttelte mich… An Büschen und Bojen hin, die das Fahrwasser bezeichneten, glitt der Dampfer ruhig seine Straße... Nun begann ein Hohio und das Rufen in den Maschinenraum hinunter. Die Breitseite des Dampfers legte sich an den Kai. Ich sprang ans Ufer. Festland unter den Füßen. Drüben auf Olèron verschwanden die letzten Schatten im Nebel.[/i]